Die Bildhauerin Karin Hertz (1921–2017) 
            In diesem Jahr wäre die Hamburger Bildhauerin Karin Hertz 100 Jahre alt
 
            geworden. Da auch Karin Hertz dem Kreis der Künstlerinnen und Künstler
 
            der Künstlerkolonie Heikendorf angehört, würdigt das Künstlermuseum 
            Heikendorf-Kieler Förde ihr Werk in diesem Jahr während der 
            Sommermonate mit einer umfassenden Ausstellung sowohl in der 
            Ausstellungshalle als auch im Gartenbereich des Museums. 
            Bekannt ist die Bildhauerin einem größeren Publikum wohl vor allem durch 
            ihre Arbeiten im öffentlichen Raum, die seit Ende der 50er Jahre unter 
            anderem im Rahmen des Programms „Kunst am Bau“ entstanden und nicht
 
            nur in Hamburg, sondern auch in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, 
            Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu finden sind. Es sind sowohl 
            vollplastische Werke als auch dekorative Relieftafeln. Sie finden sich unter
 
            freiem Himmel, in Parkanlagen und an frei zugänglichen Orten – wie der 
            Universitäts-Kinderklinik in Kiel –, zudem auf dem Gelände von Schulen und 
            Sportplätzen, doch auch im Innenbereich von Turnhallen oder 
            Schwimmbädern – auch in Heikendorf. 
            Karin Hertz wurde 1921 in Hamburg geboren. Als sie acht Jahre alt war, zog 
            die Mutter mit ihrer Schwester nach Kitzeberg an die Kieler Förde, wo sie
 
            ihre Jugend und Schulzeit verbrachte. 1940 ging Karin Hertz nach 
            München, um an der privaten Bildhauerschule von Maria Weber und 
            anschließend an der Kunstakademie bei dem Bildhauer Richard Knecht zu 
            studieren. In den Wirren gegen Ende des Krieges gelangte sie über das 
            Sudetenland und den Harz zurück nach Hamburg. Hier richtete sie sich 
            Anfang der 50er Jahre ein Atelier ein und konnte sich als freischaffende 
            Bildhauerin etablieren. Später kam ein Atelier auf der nordfriesischen Insel 
            Amrum hinzu und dann auch noch eines in Möltenort, ebenso wie Kitzeberg 
            in der Gemeinde Heikendorf gelegen. Hier gab sie in den Sommermonaten 
            auch Modellierkurse. 
            Ihre meist freistehenden Bronzeplastiken sind nicht aufdringlich, nehmen 
            den Raum schweigend in Anspruch, ohne eine tiefere Bedeutung erheben
 
            zu wollen. Sie sitzen auf einer Wiese, an einem Gebüsch, unter einem Baum 
            oder an einem stillen Plätzchen – wie zum Beispiel im Garten des 
            Künstlermuseums. Ihr Œuvre umfasst auch Plastiken, die in ihrer 
            Ausstrahlung sommerliche Emotionen von Ferien vermitteln oder von 
            narrativem Charakter sind. Nicht zu vergessen sind ihre Denkmäler und 
            Bildnisse bedeutender Persönlichkeiten, wie beispielsweise das Bildnis der 
            Schriftstellerin Ricarda Huch für die gleichnamige Schule in Kiel. 
            Auch widmete sich die Bildhauerin in vielfältiger Weise der Gestaltung von 
            kleinformatigen Arbeiten, Statuetten, die vornehmlich als private Aufträge 
            oder aus freier Motivation entstanden. Sie zeigen unter anderem 
            mythologische Figuren oder Personen des öffentlichen Lebens – wie den 
            Politaktivisten Rudi Dutschke in bewegender Vortraggestik –, dann 
            Sportlerinnen und Sportler, spielende Kinder und Kindergruppen und Tiere, 
            vor allem Hunde in den unterschiedlichsten Situationen eines Hundelebens. 
            Anfang der 60er Jahre lernte Karin Hertz auch die Bildhauer Gerhard 
            Marcks und Gustav Seitz kennen, mit deren Werke sich die Bildhauerin in 
            mancherlei Beziehung auseinandersetzte. Auch dieser anderen Seite des 
            Œuvres von Karin Hertz widmet sich die Ausstellung. So soll ein Augenmerk
 
            auch auf weniger bekannten Arbeiten liegen, Kompositionen von zum Teil 
            recht ungewöhnlicher Art und Konzeption. Zum Beispiel dabei Entwürfe für 
            einen Brunnen oder die Gestaltung eines sakralen Raumes. Es sind vor 
            allem Arbeiten, die ihre eigenständige Auffassung und innersten 
            Beweggründe sichtbar werden lassen. 
            Insgesamt zeigt sich, dass die Künstlerin Karin Hertz die Entwicklung der 
            gegenständlichen Bildhauerkunst des 20. Jahrhunderts aufgeschlossen 
            beobachtete, sogar die Begegnung mit fernöstlicher Kunst suchte und als 
            Anregung zu nutzen verstand. Davon ausgehend modifizierte sie diese und 
            es gelang ihr, eigenständige Ausdrucksformen zu entwickeln, die ihrem 
            freien Geist entsprachen. 
            
                Sabine Behrens und Henning Repetzky
                KARIN HERTZ 1921–2017 
                Zur umfassenden Werkschau anlässlich des 100. Geburtstags von Karin Hertz,
„Die Bildhauerin Karin Hertz“, ist ein Katalog zu Leben und Werk der Künstlerin
erschienen, mit Beiträgen von Lars Olof Larsson, Sabine Behrens, 
Hans-Joachim Mocka und Henning Repetzky (48 Farbtafeln)
Bestellbar per E-Mail, 20€ (+ 5 € Versand)
              
            Fotos Atelier Karin Hertz: Hans-Joachim Mocka
              Fotos Skulpturen Karin Hertz: Christoph Baldrich