Usedom
Im Spiegel der Malerei und Grafik
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Usedom
Im Spiegel der Malerei und Grafik (1936–1981)
Aus der Sammlung Otto Niemeyer-Holsteins

Aus mehr als 700 Gemälden und Grafiken sowie Plastiken und Skulpturen bedeutender Zeitgenossen besteht die umfangreiche Sammlung des Künstlers Otto Niemeyer-Holstein (ONH). ONH war mit über 200 Kunstschaffenden befreundet und hat Kunstwerke mit ihnen getauscht oder von ihnen geschenkt bekommen. Später kaufte er zudem Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern, die er verehrte, und förderte junge Kunstschaffende durch Ankäufe. Einen Schwerpunkt dieser Sammlung bilden die Werke der Usedomer Künstlerfreunde. Aus dieser Fülle von Kunstwerken hat Franka Keil, Leiterin des Museums Atelier ONH in Lüttenort/Usedom, knapp 50 Werke von 24 Künstlerpersönlichkeiten ausgewählt. Neben ONH gehörten auch Otto Manigk, Karen Schacht und Herbert Wegehaupt zu den Kunstschaffenden, die sich Mitte der 1930er Jahre als Freunde und Gleichgesinnte mit ihren Familien auf der Insel Usedom niederließen.


Diese Gruppe wurde später als „Usedomer Malschule“ bezeichnet. In ihren Werken setzten sich ihre Mitglieder vor allem mit der Landschaft der Insel auseinander. Sie verband nicht ein Stil, sondern eine gemeinsame künstlerische Grundhaltung. Diese freundschaftlich verbundene Malergruppe erweiterte sich ab Mitte der 1950er Jahre. Malerinnen wie Rosa Kühn und Vera Kopetz kamen ebenso nach Usedom wie die jungen Künstler Oskar Manigk, Matthias Wegehaupt und Joachim John. Sie alle suchten das kritische Gespräch und den künstlerischen Austausch mit ONH. Lüttenort war ein Ort der Begegnung, an dem ein freier und produktiver Gedankenaustausch stattfinden konnte. ONH, in der Ausstellung mit neun Werken vertreten, ist in Heikendorf kein Unbekannter. Er wurde 1896 in Kiel als Sohn des Völkerrechtlers Theodor Niemeyer geboren. 1907 bezog die Familie ihre „Villa Niemeyer“ in Kitzeberg, die 1944 zerstört wurde.


ONH „ ... kam aus der Finsternis. Es hatte in frühen Jahren so geschienen, als könne er in dieser Welt nicht weiterleben. Die beklemmenden Erwartungen des Elternhauses, die Qualen der Schulzeit, die tiefen Erschütterungen, die er als Husar im Ersten Weltkrieg erlitt, hatten ihn erstarren lassen. Niemand konnte ihm helfen. Aber da geschah das Wunder: Er fand zur Malerei. Aus schwarzen Tiefen rettete er sich an die Oberfläche zum Zauber des Sichtbaren.“(M. Wegehaupt, in: Mein TABU, 1996, S. 5). Dieses Wunder geschah 1916 in der Schweiz, wo er im Lazarett zu Papier und Stift griff, um sich zu beschäftigen. In Ascona holte er sich auf dem Monte Verità weitere Anregungen. Immer wieder Halt im Leben gab ihm der Satz von Alexej von Jawlensky „Särr gutt, junger Mann, werden Sie Malerr!“,
(A. Roscher, Lüttenort, Das Leben des Malers ONH, 1995, S. 50).


Ab 1931 verbrachte ONH, der seit 1926 in Berlin lebte, seine Sommerurlaube auf Usedom. Er kaufte dort 1933 ein Stück Brachland am Achterwasser zwischen Koserow und Zempin und nannte es „Lüttenort“. Sein Domizil war ein ausrangierter Berliner S-Bahn-Gepäckwagen, der später mit zwei festen Gebäuden umbaut wurde. Sein fester Wohnsitz wurde dieser Ort 1939. Auf der 1. Biennale der Ostseeländer 1963 wurde ONH zum Präsidenten des Internationalen Komitees gewählt, wodurch sich neue künstlerische Kontakte ergaben. Er verweigerte 1968 seine Unterschrift unter einer offiziellen Zustimmungserklärung der Kulturschaffenden zur Niederschlagung des „Prager Frühlings“ mit dem Satz „Ich bin für Freiheit“. Nach einem Schlaganfall im Herbst 1983 verstarb der Künstler im Februar 1984.


ONHs Bilder haben Landschaft, Meer, Menschen und Stillleben zum Thema. Vor allem das Meer, das im Zusammenspiel von Licht, Wind und Wolken immer wieder neue Eindrücke bot, und der Spülsaum, die Schwelle, an der sich die Elemente berühren, waren für ihn eine Herausforderung. Seine Malerei zeigt uns die Natur, wie sie uns vertraut ist. Doch bei näherer Betrachtung lässt sich in den Werken etwas Rätselhaftes und Geheimnisvolles entdecken, denn sie sind weniger reine Abbilder der Natur als vielmehr Sinnbilder für sie.
Fast 30 Jahre haben die Usedomer Malerinnen und Maler gemeinsam gearbeitet, entwickelten mit unerschütterlichem Glauben an die Natur und die Würde des Menschen einen unverwechselbaren Malstil, der bis heute seinen Zauber entfaltet. Überzeugen Sie sich selbst.

Ausstellungsdauer: 9. März bis 26. Mai 2024

Vernissage: Samstag, 9. März, 17 Uhr
(1 Euro Unkostenbeitrag)

 

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